Wer die Geschichte nicht erinnert, ist verurteilt sie neu zu erleben.
Zitat des spanischen Philosophen George Santayana am Eingang des Blocks 4 in Auschwitz.
Wer erwartet, dass diese Website nur die schöne und heile Welt zeigt : Nein, dem ist nicht so. Denn auch die dunklen Seiten dieser Welt und der Geschichte gehören zu dieser Welt, so wie die der NS - Gewaltherrschaft und des 2. Weltkrieges.
Auch in Hamburg wurden zwischen 1933 und 1945, wie überall in Deutschland und den besetzten Gebieten Europas, alle nicht in das NS-Weltbild passenden Menschen, verfolgt, inhaftiert und ermordet.
Besonders hervorzuheben ist der millionenfache, geradezu industriell organisierte, Mord an den europäschen Juden.
In den Konzentrationslagern wurden die Häftlinge, nachdem sie ihrer Habe beraubt wurden, nicht nur wirtschaftlich ausgebeutet, sie wurden systematisch durch Arbeit, Hunger, Krankheiten, Erschießung, Erhängung, Vergasung, körperliche und seelische Misshandlung, medizinische Versuche und andere bestialische Methoden mehr, ermordet.
Mich hat der Besuch, wie auch schon ein vorheriger sowie die Besuche in den KZs Dachau und Bergen - Belsen bedrückt. Es ist aber wichtig niemals zu vergessen welche unfassbaren Verbrechen im Namen unseres Volkes begangen wurden.
Das ich dem Besuch der Gedenkstätte ein Kapitel meiner Website widme, ist einer meiner kleinen Beiträge wider das Vergessen.
Das KZ Neuengamme war von 1938 bis 1945 das größte Konzentrationslager Nordwestdeutschlands. Es waren mehr als 100.000 Menschen aus ganz Europa im Hauptlager und in über 85 Außenlagern inhaftiert. In Neuengamme, in den Außenlagern und bei Kriegsende im Zuge der Lagerräumungen starben mindestens 42.900 Häftlinge.
Als britische Truppen am 4. Mai 1945 das Lager Neuengamme erreichten, fanden sie ein vollständig geräumtes Lager vor.
Die SS hatte am 2. Mai 1945 mit den letzten Häftlingen das Lager verlassen.
Als die Briten, denen zunächst nicht klar war wozu der Gebäudekomplex gedient hatte, das Lager genauer untersuchten, fanden sie einzelne Häftlinge vor die sich versteckt gehalten hatten. Sie klärten die Briten darüber auf, dass es sich hier in Neuengamme ein Konzentrationslager gewesen sein.
Im Rahmen der Auflösung des Lagers, seit etwa dem 19. April 1945, sollten alle Spuren der Nazi - Barbarei verwischt werden. So wurde der Galgen des Lagers entfernt, die Baracken von Unrat, Stroh u.Ä. gereinigt. Im Außenlager Bullenhuser Damm wurden 20 Kinder, die als menschliche Versuchspersonen für grausame medizinische Versuche misbraucht worden waren, ermordet.
Viele der Häftlinge des Lagers wurden nach Lübeck abtransportiert, wo sie in der Lübecker Bucht in den KZ-Schiffen "Cap Arcona", "Thielbek", "Athen" und "Deutschland" weiter gefangen gehalten wurden. Rund 4.200 Häftlinge aus dem sogenannten Skandinavierblock wurden mit sogenannten " Weißen Bussen" nach Dänemark und Schweden gebracht. Die "Cap Arcona", da sie für einen deutschen Truppentransporter gehalten wurde, wurde am 3. Mai 1945 von britischen Flugzeugen versenkt. Hierbei kamen rund 7.000 Häftlinge ums Leben.
Nach Kriegsende richteten die britischen Besatzungsbehörden in dem ehemaligen Konzentrationslager für drei Jahre ein Internierungslager ein.
Ab 1948 nutzte die Stadt Hamburg Gebäude und Gelände für den Strafvollzug und baute dort zwei Gefängnisse.
1965 entstand am Rand des Geländes ein Internationales Mahnmal, das 1981 um ein Ausstellungsgebäude („Dokumentenhaus“) ergänzt wurde. Ein vom Senat gefasster Beschluss zur Gefängnisverlagerung war lange politisch umstritten. 2003 und 2006 wurden die beiden Gefängnisse geschlossen. Damit konnte die Gedenkstätte am Ort des ehemaligen Häftlingslagers zu einem Ausstellungs-, Begegnungs- und Studienzentrum erweitert werden.
Hinter der Ziegelei, auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei des KZ, befindet sich das Mahnmal sowie das Haus der Erinnerung. Das Haus der Erinnerung ist von außen ein sehr sachlicher und schlichter Kubus, er wurde ohne Wert auf Außenwirkung geplant und erbaut.
Da das Gebäude zum Zeitpunkt meines Besuches eingerüstet war, habe ich darauf verzichtet es hier zu zeigen.
Abseits des Gebäudes befindet sich das Mahnmal mit einer riesigen Betonsäule, die an den Schonstein des Krematoriums erinnert sowie einer Plastik die die leidenden, geschundenen und ermordeten Häftlinge verkörpert. Auf dem Weg zu dem Mahnmal passiert man Gedenkplatten in die die Herkunftsländer der Ermordeten eingemeißelt sind. Sie sollen, neben den individiellen Erinnerungs - und Mahnmälern für einzelne Opfergruppen die in dem angrenzenden Wald gelegen sind, Angehörigen, direkt oder indirekt Betroffenen und jedem anderen einen Ort der persönlichen Trauer und des Gedenkens geben.
Auf dem Gelände der Gärtnerei wurde die Asche der Ermordeten, die zuvor im Krematorium verbrannt wurden, vergraben.
Einige der Bilder habe ich ich in schwarz/weiß, andere widerum in Farbe hier eingestellt.
Das hat verschiedene Gründe.
Der erste ist ein fotografischer : bei manchen Gedenksteinen war in einer monochromen Darstellung der Kontrast zur Erkennung von, meiner Ansicht nach, wichtigen Details nicht oder kaum möglich. Da es mir um das Gedenken an die Opfer geht, trat die Art der Darstellung in den Hintergrund.
Der zweite Grund ist, dass die Mahnmale für individuelle Opfergruppen in einen Wald gelegt wurden, inmitten von Natur. Auch dem möchte ich Rechnung tragen.
Das Bild aus dem Hauptraum des Hauses des Gedenkens musste in Farbe sein. Die Gestalter haben sich für einen lichtdurchfluteten, farbigen Raum entschieden. Ich persönlich interpretiere diesen Raum aus Zeichen das all die Ermordeten, so lange ihrer gedacht wird und sie nicht in Vergessenheit geraten, unter uns sind.
Man betritt das Haus des Gedenkens durch ein geöffnetes Gitter und kommt zunächst in einen großen, in rot gehaltenen, Raum. An den Wänden hängen lange, mit den Namen der Ermordeten beschriftete, weiße Stoffbahnen. Sie sind nach dem Jahr ihres Todes geordnet.
Das Licht, die Architektur und die Farben geben dem Raum einen sachlichen, aber doch warmen Charakter.
Der eindrucksvollste und schrecklichste Teil des Gebäudes ist jedoch der nachstehend abgebildete Raum.
Die gezeigten Stehpulte sind mit schwarzen Tüchern abgedeckt. Unter ihnen werden, unter Glas, original Bücher, in die jeder zu Tode gekommene Häftling handschriftlich eingetragen wurde, ausgestellt. Diese müssen, aus konservatorischen Gründen, vor Licht geschützt werden.
In diesen Büchern wurde u.A. der Name, das Datum des Todes, und die vorgebliche Todesursache jedes Ermordeten festgehalten. Man liest viel von Lungenentzündung, Herzschwäche oder auch "auf der Flucht erschossen". Kein Wort von Vernichtung durch Arbeit, Unter - und Mangelernährung, medizinische Versuche, gezielter Tötung oder den Folgen von Misshandlungen, medizinischen Experimenten - und was immer es noch gegeben hat.
Es ist erscheckend wie akribisch der Völkermord dokumentiert wurde. Wir alle kennen Bilder von Todeslisten - aber die Originale der handschriftlich geführten Listen haben mich besonders erschüttert.
Wie bereits erwähnt gibt es in der Anlage einige, individuellen Opfergruppen zugeordnete, Mahnmale. Es zeigt das es nicht nur Juden, die zweifelsohne die weit größte Opfergruppe waren, verfolgt und vernichtet werden sollten.
Um nur einige zu nennen : Sinti und Roma, Kommunisten, Sozialdemokraten, Homosexuelle, sowjetische Kriegsgefangene, Zeugen Jehovas und alle Menschen die gegen die Nazis opponierten. Widerstandskämpfer und Geiseln aus den besetzten Gebieten, sowie alle Menschen die nicht in das nationalsozialistische Weltbild passten.
Stellvertretend zeige ich ich hier nur einige, wenige, dieser Mahnmale.
Ich empfehle zu Vertiefung den Besuch der Website der Gedenkstätte, sie beinhaltet detaillierte Informationen über die Geschichte des Geländes von 1938 bis in die Neuzeit.
Ich würde mich freuen wenn Sie Ihre Gedanken zu diesem Kapitel meiner Website, ebenso wie allgemeine Kritik oder Anregungen, im Gästebuch hinterließen.